„What our village needs now is a biennial!“
(Olav Westphalen, 1999)
Die Katastrophe ist kaum vorbei, da tritt der Vertreter einer Kleinstadt vor die rauchenden Trümmer der Stadt, um einem Fernseh-Team sein Rezept für einen raschen Wiederaufbau zu verkünden: „What our village needs now is a biennial!“. Olav Westphalens bekannter Cartoon von 1999 entstand vor dem Hintergrund zahlreicher internationaler Biennale-Gründungen. Kunst und Kultur waren im Zuge der Globalisierung zu Standortfaktoren im Wettbewerb der Metropolen um die ökonomischen Eliten geworden.
Die Covid19-Pandemie ist, anders als Westphalens lokal eingegrenztes Unglück, eine noch immer global schwelende gesundheitliche Krise, die das soziale Miteinander empfindlich beeinträchtigt und deren Ursache mit Kunst und Kultur nur wenig entgegenzusetzen ist. Stattdessen lohnt es sich, sich auf die Einschränkungen wie den verringerten Bewegungsspielraum einzulassen und das nähere Umfeld neu zu entdecken. Schon Ende 2019 habe ich damit begonnen, alltägliche Fundstücke an meinem Wohnort Erzhausen in der Rhein-Main-Peripherie auf Instagram in Projektvorschläge internationaler Künstler*innen für eine fiktive „Erzhausen-Biennale“ umzudeuten. Ein umgefallener Stuhl wurde zu einer Arbeit von Reiner Ruthenbeck, ein Stapel Rohre zu einer Skulptur von Alicja Kwade. Hier eine Auswahl der gefundenen Projektvorschläge.
Nachdem die Biennale bisher nur ein augenzwinkernder Blick auf den Alltag im Vorort war, waren nun Künstler*innen im Rahmen eines Wettbewerbs eingeladen, Vorschläge für fiktive temporäre künstlerische Interventionen vor Ort zu machen. Die ausgewählten Projekte der 1. virtuellen Biennale für Kunst im öffentlichen Raum in Erzhausen werden auf der Webseite vorgestellt.
Townbetween ist eine Initiative von Wiebke Grösch, www.groeschmetzger.de
Das Projekt wurde durch die Hessische Kulturstiftung finanziert.